An einem Sonntagmorgen, einmal mehr, waren wir über die bundesrätlichen Massnahmen geschockt. Ein Video von Menschen mit weissen Anzügen aus Deutschland ging zeitgleich viral. Davon angetan, starteten wir mit der Planung des 1. Protestmarsches. Obwohl viele Fragen offen waren, waren wir entschlossen diese zusammen zu meistern.
Nach einer kurzen Nacht, stand der erste Schlachttag fest. Das Kalenderblatt zeigte auf den 07.11.2020, das sollte unserer erster Protestmarsch werden. Die grosse Frage war: kommen überhaupt andere? Gibt es Menschen, die so denken wie wir?
Überraschenderweise folgten unserem Aufruf rund 50 Menschen. Nach einem Marsch durch Zürich; vom Seequai via Bürkliplatz – Bahnhofstrasse – Central – Niederdorf ging es zurück zum Ausgangspunkt am Seequai. Überwältigt von dieser neuen Erfahrung, kam schnell die Selbstkritik. War das jetzt Top oder Flop mit einer Anzahl von 50 Menschen? Hat es wirklich nicht mehr Menschen im Widerstand? Ein Aufgeben kam für uns nicht in Frage und so organisierten wir den nächsten Marsch in St. Gallen eine Woche später.
Unerschrocken folgten unserem Aufruf für St. Gallen 150 Menschen. Unglücklicherweise war die Route durch die Stadt St. Gallen sehr kurz. Nach einem ca. 30-minütigen Marsch waren wir zurück am Ausgangspunkt, auf dem Gallusplatz. Angekommen, wurden wir von rund einem Dutzend Antifa’s erwartet. Uns stellte sich die Frage „Wie können wir reagieren damit solche Situationen nicht ausser Kontrolle geraten?“ Alle 150 Teilnehmer sind unserer Durchsage gefolgt und ruhig geblieben. Das hat uns stolz gemacht.
Durch den grossen Erfolg in St. Gallen wurde uns klar, dass wir, als Privatpersonen, die Verantwortung nicht mehr alleine tragen können. Vereinsstrukturen mussten der Privathaftung weichen. Umgesetzt haben wir das mit der Gründung des Vereins Stiller Protest am 04.12.2020.
Eine Woche darauf organisierten wir den 3. Protestmarsch in Aarau. Die Frage war: können wir am Erfolg von St. Gallen anknüpfen oder war das Maximum bereits erreicht? Unsere Vorfreude wurde einmal mehr auf die Probe gestellt. Nur einen Tag vor dem 12.12.2020 wurden die bundesrätlichen Massnahmen weiter verschärft. Wir zitterten bis zuletzt!
Neu an der Entscheidung des Bundesrates war, dass die kommenden Massnahmen keine Übergangsfrist mehr vorsahen bevor diese in Kraft traten, sondern in kürzester Zeit umgesetzt werden mussten. Dies bedeutete für uns: Massnahmen abwarten, sofort prüfen und die geplante Umsetzung der Kundgebung koordinieren.
Nach dem Studium der neuen COVID-Verordnung des Bundes, war uns klar, dass wir den Anlass wie geplant „bewilligt“ durchführen konnten. Leider sahen das die Aargauer Behörden etwas anders. Am Tag vor dem geplanten Termin, kurz vor 17 Uhr wurde bekannt, dass gemäss der Aargauer Behörde, nur noch 50 Personen für politische Anlässe zugelassen werden. Da jedoch die COVID-Verordnung des Bundes keine solche Beschränkung für politische Demos und Kundgebungen vorgesehen hatte, intervenierten wir sofort. Die grosse Frage war, reicht die Zeit, um den Entschluss noch am Freitagabend nach 17 Uhr zu berichtigen oder heisst es einmal mehr, die Mühlen mahlen langsam?
Kurz vor 19 Uhr abends, erhielten wir grünes Licht der Aargauer Behörden. Wir konnten den Protestmarsch und die Kundgebung in Aarau wie geplant durchführen. Einmal mehr wurde klar, dass wir mittels einer sachlichen Diskussion, Recht zu erhielten und nicht klein beigeben mussten.
Aufgewühlt von den erneuten Verschärfungen, pilgerten am Samstag den 12.12.2020 rund 250 Menschen nach Aarau. Wir spazierten durch die Altstadt von Aarau und trafen, ganz ohne negative Vorkommnisse, am Kirchplatz zur anschliessenden Kundgebung ein. Nun konnten wir unseren Verein Stiller Protest der Öffentlichkeit vorstellen.
Gestärkt und motiviert durch die positiven Erfahrungen mit den Behörden vor Ort und den vielen Teilnehmenden, setzten wir uns weiter ein für die Planung von neuen Protestaktionen.